Orgel

Werdegang zur neuen Orgel

Die alte Orgel wurde leider nach rund dreissig Jahren von Fachleuten für irreparabel eingestuft. 2010 bekam die Musica Sacra Muttenz (MSM) vom Kirchgemeinderat den Auftrag, eine Orgelbaukommission zu bilden und ein entsprechendes Projekt auszuarbeiten. Von fünf Orgelbauern blieben schliesslich die beiden Orgelbaufirmen Kern aus Strasbourg und Kuhn aus Männedorf übrig. In Übereinstimmung mit dem kantonalen Denkmalschutz beauftragte man die Firma Kern, eine Offerte vorzulegen. Aus zwei Gründen musste die damalige Orgelbaukommission von einer weiteren Zusammenarbeit mit der Fa. Kern absehen. Zum einen erschien dem Kirchenrat der finanzielle Aufwand von ca. Fr. 1.8 Mio. zu hoch und zum andern wurde die Fa. Kern im Jahre 2015 aufgelöst.

Kirchgemeindeversammlung vom 28. November 2016

Am 28. November 2016 entschied sich die Kirchgemeindeversammlung deshalb grossmehrheitlich für ein abgespecktes Orgelprojekt mit einem Kostendach für das Instrument von
Fr. 950’000.–. Eine neue Orgelbaukommission bildete sich und nahm ihre Arbeit unverzüglich auf. Der Kommission gehörten Felix Wehrle als Präsident, Pfr. René Hügin, Christoph Kaufmann (Organist und künstlerischer Berater), Roberto Brunetti (Architekt), Albert Gnand (Finanzen), Christopher Gutherz (Öffentlichkeitsarbeit), Erika Wehrle und Veronika Gutherz (Rechtliches und Administration) an. Verschiedenste Spendenaktionen wurden gestartet und die Orgelbaufirma Kuhn mit einem Projekt beauftragt. Schnell zeigte sich breiteste Unterstützung im Umfeld der Spendenden und Sponsoren seien es Privatpersonen, Firmen, Stiftungen oder öffentliche Institutionen. Gegen 950 Spenden bis zu sechsstelligen Franken-Beträgen gingen ein. Nachträglich ein ganz herzliches Dankeschön an alle, die mit ihrem Beitrag zum Erfolg beigetragen haben.

Der Orgelbauer Fa. Kuhn in Männedorf

So konnte der Kirchenrat bereits im Frühsommer 2018 der Fa. Kuhn den Auftrag zur Realisation erteilen. Diese baute das Instrument in eineinhalb Jahren auf. Nach einem vollen Funktionalitätstest in der Produktionsstätte galt es, das Instrument transportfähig zu machen, um die Orgel am 13. Januar 2020 in Muttenz anzuliefern. Die neue Orgel umfasst 35 Register verteilt über drei Manuale und Pedal. Dazu gehören 1’998 von fünf Zentimeter bis fünf Meter hohe Pfeifen bestehend aus 1’804 Zinn-/Blei-Pfeifen und 194 Holzpfeifen. Um die Windversorgung und die Windladen im Nebenraum unterzubringen, war ein grösserer Wanddurchbruch und für die Orgel eine Verkürzung der Brüstung in der Kirche nötig. Dies erforderte aus statischen Gründen den Einbau einer massiven Stützstrebe, die wiederum aus denkmaloptischer Sicht versteckt angeordnet werden musste. Diese Arbeiten erfolgten mehrheitlich in der zweiten Jahreshälfte von 2019.

Der Einbau des Instruments

Mitte Januar 2020 erbaute man das neue Instrument im Kirchenraum. In den Monaten Februar und März wurde die Orgel intoniert. Die saubere Klangabstimmung der Pfeifen verlangte vom Intonateur (Gunter Böhme) absolute Ruhe. Umso faszinierender wie der Kirchenbetrieb während der gesamten Umbauarbeiten ohne Einschränkung gewährleistet werden konnte und die Arbeiten in bester Abstimmung mit der Pfarreiorganisation erfolgte.

Die vorgesehene Einweihungsfeier – Pfingsten 2020

Das auf Pfingsten geplante Einweihungskonzert konnte leider nicht stattfinden. Wegen der Corona-Massnahmen und der Beschränkung der Besucherzahlen änderte alles. Dennoch fand an Pfingsten nach langer Zeit wenigstens der erste Gottesdienst in kleinem Rahmen wieder statt, welcher mit der Gemeinde öffentlich gefeiert werden durfte. Umso wertvoller war es, dass die «Himmelsleiter» am Hochfest zum ersten Mal erklingen und jubeln durfte. Gleichzeitig ermöglichte die leicht verbesserte Pandemie-Situation Pfarrer Hügin, die Orgel wenigstens feierlich zu weihen und ihr den Segen zu geben.

Die Spenden

Erfreulicherweise gingen Spenden in der Höhe von ca. Fr. 1,17 Mio. ein. Das Instrument wurde also besser als vorgesehen finanziert. Der Kirchgemeinderat plante ursprünglich, die baulichen Massnahmen in der Höhe von rund Fr. 360’000.- über einen Kredit zu finanzieren. Aufgrund der Spenden und ausserordentlichen Erträgen konnte darauf verzichtet werden. Somit danken wir allen für die rund 950 Spenden ganz herzlich, die eingegangen sind und das Instrument erst ermöglicht haben.

Das Eröffnungs- und Einweihungskonzert am Sonntag, 11. Oktober 2020

Mit einer halbjährigen Verspätung fand dann das lang ersehnte Eröffnungs- und Einweihungskonzert statt, leider immer noch von Corona-Vorgaben geprägt. Dennoch zog das bunte Konzertprogramm rund 350 Gäste an, die das neue Instrument mit ihrer Anwesenheit in der Kirche willkommen hiessen und den Klängen lauschten. Christoph Kaufmann zeigte die Farbenvielfalt der neuen Orgel konzertant auf und demonstrierte diese auch im Zusammenspiel mit der Sängerin Franziska Baumgartner (Sopran). Einzelne Register stellte Michael Meyer (Geschäftsleitungsmitglied der Orgelbaufirma Kuhn) improvisierend vor. Hans-Peter Keller sorgte für die entsprechenden Erläuterungen. Für die offiziellen Begrüssungsworte waren Anton Lauber (Finanz- und Kirchendirektor BL), Felix Wehrle als Kirchgemeindepräsident sowie Pfarrer René Hügin besorgt.

Heute dürfen wir uns als Kirchgemeinde über die fantastisch klingende Orgel freuen. Auch unsere übrige Bevölkerung des Raumes Nordwestschweiz ungeachtet der Konfession soll regelmässig in den Genuss des neuen Kulturobjekts kommen.