Der Fels Gottes «ROC»

Der Architekt Max Schnetz nimmt Sie mit auf einen kleinen Rundgang: Wir treffen uns bei der Wassertreppe, beim Brunnen. Für Menschen, Pflanzen und Wasser sind die Stufen gezogen, die an der Ecke Tramstrasse / Schützenhausstrasse Kirche und Saal verbinden. Im Steigen lassen wir den Alltag hinter uns. Der offene Platz, der Vorhof, von der Glockenstube überragt, nimmt uns auf. Vor uns die Kirche, sie steht und ruht. Links der Saal, er fliesst, er lärmt. Zwei Welten. Die Enge, die wir jetzt durchwandern, entfernt uns vom Getriebe, vom Getue. Wir sind im Innenhof, im Kirchhof umschlossen von Wänden und Pflanzen. Ruhe herrscht. Wir werden still und können uns auf das Wesentliche konzentrieren, bevor wir das Kirchenportal erreichen.

Wände, eine zweite Enge bildend, führen ins Innere der Kirche. Sie umschliessen den Taufstein in der Eingangspartie, öffnen sich zum quadratischen Kirchenraum und falten sich zur Chorrückwand. Sie umklammern uns vollständig, weil sie nirgends von Licht durchdrungen sind. Die schweren hängenden Decken, durch Licht von den Wänden getrennt, steigen stufenförmig zum Chor und schliessen den Raum.

Wir sind angekommen. Kein Fenster verbindet uns mit der Aussenwelt, kein Lichteinfall lenkt uns ab. Licht rieselt über die schweren Betonwände, über den Schmuck im Chor. Ein Relief, als horizontales Band, übernimmt die horizontale Bewegung des Kirchenschiffes und mildert die Trennung Chor – Schiff. Das Band stellt das Credo dar. Beton auch hier das bevorzugte Baumaterial. Beton unterstützt die Einheit von Kunst und Architektur und lässt die Symbole mit der Wand verwachsen.

Ruhe soll herrschen, Stille ist gesucht, Sammlung sei möglich. Altäre, Sedien, Ambonen, Stufen steigen gewissermassen aus dem Boden, wachsen aus den Wänden und sind aus dem Baumaterial der Kirche geschaffen; aus rohem kraftvollem Beton, so belassen, wie ihn fleissige Hände gegossen haben. Die kahle Härte dieses Materials, die Nüchternheit, sie können vorerst frösteln lassen, doch bald einmal wirkt die derbe Ehrlichkeit sympathisch, Beton die Hülle, Beton der Inhalt. So ist es gedacht. Damit eines das andere ergänze, damit alles im Einklang stehe. Damit Ruhe herrsche…